Sitzung der Bundestarifkommission am 24. Januar
26.01.2013
Archivmeldungen 2013
Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) fordert für die rund 750 000 Bauarbeiter, Angestellten und Auszubildenden am Bau 6,6 Prozent mehr Geld. Das hat die Bundestarifkommission der IG BAU für die Tarifrunde 2013 im Bauhauptgewerbe beschlossen. Etwa 60 Mitglieder aus der Region Nord hatten sich kürzlich auf einer Tagung in Mölln sogar für ein Plus von 8% ausgesprochen.
Die Bauwirtschaft ist ein wesentlicher Stabilitätsfaktor in Deutschland. Während für die Gesamtwirtschaft ein nur geringes Wachstum von 0,4 Prozent erwartet wird, rechnet die Baubranche mit einem Plus von zwei Prozent. Die Beschäftigten haben zu Recht die Erwartung, dass sie an dieser Entwicklung fair beteiligt werden“, begründete der stellvertretende IG BAU-Bundesvorsitzende Dietmar Schäfers die Höhe der Forderung. „Außerdem muss die Steigerung der Arbeitsproduktivität der Bauleute gerecht bewertet werden." Im Schnitt liege diese bei rund zwei Prozent pro Jahr. "Diese Leistung wird oft viel zu wenig geschätzt“, begründete Schäfers die Forderung weiter.

Hinzu kämen enorme Preissteigerungsraten. Die offizielle Prognose für die Inflation liegt bei zwei Prozent, einige Ökonomen rechneten aber bereits mit bis zu fünf Prozent. Klar sei, dass Preissteigerungen für Produkte des täglichen Bedarfs wie Benzin und Lebensmittel auch in diesem Jahr deutlich höher ausfallen würden, als die allgemeine Teuerungsrate. Schäfers: "Die Beschäftigten brauchen hierfür einen vernünftigen Ausgleich, damit sie von ihrem Lohn auch leben können.
 
Dietmar Schäfers vor der Bundestarifkommission

Dietmar Schäfers begründet die Tarifforderung

Wegen vergleichsweise niedriger Löhne verlieren Berufe am Bau für den Nachwuchs zunehmend an Attraktivität. „Die Arbeitgeber merken inzwischen, dass ihnen die Lohndrückerei selbst schadet. Ihnen fehlen Fachkräfte, weil diese in andere Branchen abwandern. Jetzt geben die Unternehmen kleinlaut zu, dass der Fachkräftemangel der Hauptgrund für steigende Behinderungen der Bautätigkeit ist“, sagte Schäfers. „Ein erstes Signal an die jungen Menschen wäre, ihnen die Übernahme nach der Ausbildung zu garantieren."
Die IG BAU fordert zudem, dass die Löhne im Osten stufenweise an das Westniveau angepasst werden und für die Mindestlöhne ein deutliches Plus erzielt wird. Darüber hinaus will sich die IG BAU mit den Arbeitgebern auf eine politische Erklärung verständigen, wonach eine Lösung für die Probleme älterer Arbeitnehmer am Bau erarbeitet wird. Die IG BAU schlägt für Bauarbeiter, die im Alter nicht mehr arbeiten können, ein Altersübergangsgeld vor. Neben den Tarifparteien muss sich hieran auch der Staat beteiligen.

Die Region Nord hatte ihre Tarifforderung von 8% in die Bundestarifkommission eingebracht und war damit an der am Ende auch bundesweit relativ hohen Forderung maßgeblich beteiligt. Die Kommission bildet aus den Forderungen der einzelnen Bezirksverbände und Regionen eine Art Mittelwert, hinter dem sich dann alle Gliederungen der IG BAU versammeln.