Portrait von Robert Feiger, im Hintergrund das Logo der IG BAU
Robert Feiger (Foto: IG BAU/Alexander Paul Englert).
14.08.2022
Archivmeldungen 2022

Die IG Bauen-Agrar-Umwelt hat der Rente mit 70 eine klare Absage erteilt. Der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger erklärt zu entsprechenden Forderungen vom Präsidenten des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Stefan Wolf: "Wer laut über die Rente mit 70 nachdenkt, der spielt mit den Ängsten der Menschen. Jede weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters ist – längst nicht nur für Handwerker – eine Farce."

"Ein Großteil der Bauarbeiter", so Feiger weiter, "ist bereits mit Ende 50 körperlich am Ende und muss vorzeitig in Rente gehen. Für Dachdecker ist die Rente mit 70 ein Alptraum, ebenso für Zimmerer, Gerüstbauer, Betonbauer oder Eisenflechter. Aber auch Gebäudereinigerinnen und Fensterputzer sind körperlich oft früher am Ende, schon 65 ist für solche Knochenjobs deutlich zu lang.

Die Metall-Arbeitgeber versuchen derzeit, der staatlichen Rente das Etikett '70 in Tippelschritten' aufzukleben. Es ist erschreckend, wie Stefan Wolf als Vorstandsvorsitzender eines börsennotierten Unternehmens, der ElringKlinger AG in Dettingen an der Erms, hier versucht, das Geschäft der privaten Altersvorsorge von Allianz & Co. zu befeuern – und gleichzeitig das Vertrauen in die staatliche Rente als Altersvorsorge, die zum Leben reichen muss, erschüttert. Denn unterm Strich bedeutet die Forderung von Wolf nichts anderes als eine Rentenkürzung, weil Beschäftigte früher in Rente gehen müssen – mit enormen Abschlägen. Denn die Abschläge sind umso höher, je höher das Renteneintrittsalter ist. Mit seiner 'Rente 70' provoziert Gesamtmetall-Arbeitgeberpräsident Wolf eine neue 'Klasse der Altersarmut' bei Handwerkern und Industriearbeitern: Je schwerer einer schuftet, desto früher fällt er ins Rentenloch.

Es ist gut, dass Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hier Klartext spricht und das politische Stoppschild für die 'Nadelstreifen-Rente 70' der Arbeitgeber setzt: Er macht den Arbeitgebern klar, dass die Ampel-Koalition bei ihrem Nein zur Erhöhung des Renteneintrittsalters steht. Und das ist gut so.

Statt die 'Rente 70' zum Sommerthema zu machen, sollte Gesamtmetall-Arbeitgeberpräsident Wolf lieber mal ein Praktikum in der 'körperlichen Arbeitswelt' machen. Entweder in seiner Branche, gern aber auch auf dem Bau: Stefan Wolf sollte mal bei brütender Hitze auf einem mehrgeschossigen Haus stehen und das Dach decken – mit Pfannen, die 60 Grad und heißer werden. Der Mann ist 60. Vielleicht geht ihm dann auf, dass das schon heute kein Job für ihn ist – und schon gar nicht in zehn Jahren."