dietmar
Foto: IG BAU.
08.12.2021
Archivmeldungen 2021

Dieses Jahr droht erneut eine dramatische Bilanz der Arbeitsunfälle auf dem Bau: Nach einer Statistik der Berufsgenossenschaft Bau (BG BAU) sind bis September 69 Bauarbeiter bundesweit auf Baustellen tödlich verunglückt.

Im gleichen Zeitraum des Vorjahres gab es 74 Todesopfer. Häufigste Ursache waren dabei Abstürze aus großer Höhe und tödliche Verletzungen durch herabfallende Teile.

Carsten Burckhardt, Mitglied im IG BAU-Bundesvorstand und zuständig für Arbeitsschutz: "Die Entwicklung ist besorgniserregend und verheißt nichts Gutes. Die Zahl der tödlichen Unfälle ist alarmierend. Sie droht das traurige Rekordhoch des Vorjahres zu erreichen. 2020 sind insgesamt 97 Bauarbeiter während der Arbeit auf dem Bau ums Leben gekommen."

Nach wie vor seien Baustellen ein Sorgenkind in Sachen Arbeitsschutz. Burckhardt: "In diesem Jahr ist rein statistisch alle vier Tage ein Bauarbeiter tödlich verunglückt. Auch die Zahl von insgesamt 77 115 meldepflichtigen Arbeitsunfällen von Januar bis September ist auf einem erschreckend hohen Niveau."

Nach Einschätzung der IG BAU passieren die meisten Unfälle in kleineren Betrieben. Kosten- und Zeitdruck seien die Hauptursachen für mangelnden Arbeitsschutz auf Baustellen. Carsten Burckhardt: "Hier müssen wir dringend ein anderes Bewusstsein schaffen. Obwohl die BG Bau in den Baubetrieben in puncto Sicherheit schon eine gute und wichtige Arbeit leistet, brauchen wir angesichts der hohen Zahlen noch mehr Prävention."

Portrait Carsten Burckhardt
Carsten Burckhardt (Foto: Alexander Paul Englert).

Genauso wichtig sei der Ausbau der staatlichen Arbeitsschutzkontrollen in den Bundesländern. "Hier gibt es immer noch zu wenig Personal und dadurch ein klares Überwachungsdefizit. Notwendig ist ein höherer Kontrolldruck für die Betriebe, die es mit der Arbeitssicherheit nicht wirklich ernst nehmen. Nur auf Eigenverantwortung zu setzen, ist zu wenig", sagte Carsten Burckhardt.

Die IG BAU kündigte an, im kommenden Jahr zwei zentrale Arbeitsschutz-Foren in Berlin und im Ruhrgebiet zu machen: Die Gewerkschaft will den internationalen "Workers’ Memorial Day" am 28. April zum Anlass nehmen, um über Gefahren am Arbeitsplatz aufzuklären. Der "Workers‘ Memorial Day" ist der Gedenktag für Menschen, die bei der Arbeit ums Leben gekommen oder durch den Job erkrankt sind. "Es geht dabei um die ganze Bandbreite beim Schutz des Lebens und der Gesundheit im Job: von mehr Sicherheit beim Gerüstbau und bei Kranarbeiten über einen optimalen Schutz vor Asbest bei Abrissarbeiten bis zum besseren Schutz vor UV-Strahlung beim Arbeiten unter freiem Himmel. Aktueller Schwerpunkt ist nach wie vor der Schutz vor einer Corona-Infektion am Arbeitsplatz", so Carsten Burckhardt.