Gebannte Blicke bei der Rede von Bedra Duric (Foto: DGB).
29.04.2015
Archivmeldungen 2015
Auf dem traditionellen Maiempfang des Hamburger Senats hat Hamburgs DGB-Vorsitzende Katja Karger alle anwesenden Betriebs- und Personalräte dazu aufgerufen, sich aktiv in die Debatte um zukünftige Arbeitsbedingungen einzubringen. Angelehnt an das Motto des diesjährigen 1. Mai rief sie ihnen entgegen: "Die Arbeit der Zukunft gestalten wir!" Neben Karger sprach IG BAU-Betriebsrätin Bedra Duric zu den versammelten GewerkschafterInnen im Rathaus und erlaubte Einblicke in das Prekariat.
Industrie 4.0, Internet der Dinge, oder Cloudworking sind Schlagworte einer Entwicklung, die uns immer häufiger begegnen und manchmal ratlos zurücklassen", so Karger, "während ihre Umsetzung in vielen Betrieben bereits Wirklichkeit ist." Daher müssten die Gewerkschaften aufpassen, dass die Arbeitswelt nicht noch weiter gespalten wird – in geförderte Intelligenz und vernachlässigte Handlanger. Karger: "Wettbewerbsfähigkeit sollte sich über innovative und qualitativ hochwertige Produkte und Dienstleistungen definieren, nicht aber über niedrige Löhne. Dafür sind qualifizierte Fachkräfte erforderlich, die dank fairer Bezahlung und umfassender Mitbestimmungsmöglichkeiten ihre Talente voll entfalten können." Die Arbeit der Zukunft werde nur dann eine gute Arbeit, wenn die Beschäftigten sie intensiv mitgestalten. "Wenn wir hinsehen, eingreifen, uns einmischen und uns mit unseren Werten und Vorstellungen behaupten", so Hamburgs DGB-Vorsitzende, "lassen wir uns von der Arbeit der Zukunft nicht überrollen – dann wir nehmen ihre Gestaltung in die eigenen Hände.

Seit Beginn der Ausgliederung branchenfremder Dienstleistungen aus den Betrieben, würden die damit betrauten Menschen meist nur noch als Kostenfaktoren gesehen, so Duric, allerorten fehle es an Wertschätzung ihrer Arbeit. So sei das Leben einer Reinigungskraft dann auch von Angst geprägt. Angst davor, dass der Auftrag neu ausgeschrieben wird. "Das Resultat für uns Reinigungskräfte nach der Neuvergabe ist verheerend", sagt die Bogdol-Betriebsrätin, denn die bedeute in aller Regel: "Die gleiche Arbeit in weniger Zeit, oder aber mehr Arbeit in derselben Zeit. Diese permanente Leistungsverdichtung führt zum systematischen Verschleiß der Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen. So kann und darf es nicht weitergehen – wir sind Menschen, keine Maschinen!“

Rund 700 Gewerkschafter, Betriebs- und Personalräte waren der Einladung des Senats zum Maiempfang gefolgt.
 
Portrait Bedra Duric

Bedra Duric (Foto: IG BAU).

Einen Einblick in die Arbeitswelt von heute lieferte Bedra Duric, Gebäudereinigerin, Betriebsratsvorsitzende der BOGDOL Gebäudemanagement GmbH und Mitglied der Industriegewerkschaft Bauen–Agrar–Umwelt (IG BAU): „Wenn wir jetzt hier durch unsere Arbeit für saubere Rahmenbedingungen sorgen, dann erwarten wir nicht viel – nur faire Arbeitsbedingungen und respektvollen Umgang", betonte sie in ihrer Rede. Seit Beginn der Ausgliederung branchenfremder Dienstleistungen aus den Betrieben, würden die damit betrauten Menschen meist nur noch als Kostenfaktoren gesehen, so Duric, allerorten fehle es an Wertschätzung ihrer Arbeit.
So sei das Leben einer Reinigungskraft dann auch von Angst geprägt. Angst davor, dass der Auftrag neu ausgeschrieben wird. "Das Resultat für uns Reinigungskräfte nach der Neuvergabe ist verheerend", sagt die Bogdol-Betriebsrätin, denn die bedeute in aller Regel: "Die gleiche Arbeit in weniger Zeit, oder aber mehr Arbeit in derselben Zeit. Diese permanente Leistungsverdichtung führt zum systematischen Verschleiß der Gesundheit unserer Kolleginnen und Kollegen. So kann und darf es nicht weitergehen – wir sind Menschen, keine Maschinen!“

Rund 700 Gewerkschafter, Betriebs- und Personalräte waren der Einladung des Senats zum Maiempfang gefolgt.

Felix Hoffmann / Olaf Harning