Cover des Buches "Gehängt in Auschwitz"
09.11.2021
Archivmeldungen 2021

Lesung „Gehängt in Auschwitz“ von Sim Kessel und anschließende Podiumsdiskussion. Anlässlich des Gedenktages zur Reichspogromnacht vor 83 Jahren und der deutschsprachigen Veröffentlichung des autobiografischen Buches „Gehängt in Auschwitz“ (erschienen bei Les Éditions du Crieur Public) des Shoah-Überlebenden Sim Kessel besucht sein Sohn, Patrick Kessel, Hamburg.

Auf einer Lesung mit anschließender Panel-Diskussion diskutierte am Abend Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla mit mehreren Gästen über Antisemitismus damals und heute. Einige O-Töne des Abends:

Dr. Eva Gümbel, Staatsrätin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung: „Der 9. November ist jedes Jahr Erinnerung und Mahnung zugleich. Auch wenn heute keine Synagogen brennen, grassiert ein alltäglicher Antisemitismus, den wir als Gesellschaft nicht dulden dürfen und den es zu bekämpfen gilt. Und dies nicht nur mit den Mitteln des Rechtsstaats, sondern im Alltag von uns allen. Antisemitismus eint immer die Menschenfeindlichkeit gegenüber Jüdinnen und Juden. Dies dürfen wir nicht zulassen. Mein Dank geht daher auch besonders an alle engagierten Einrichtungen und Institutionen, die mit ihrer Bildungs- und Aufklärungsarbeit einen essentiellen Beitrag für ein lebendiges Gedenken und gelebte Antisemitismusprävention leisten.“

Patrick Kessel, Journalist: „Es bleibt Aufgabe, die Erinnerung an Auschwitz an die nachwachsenden Generationen weiterzureichen, um so gegen die Barbarei anzukämpfen.“

Tanja Chawla, Vorsitzende DGB Hamburg: „Die Situation ist alarmierend und das nicht erst seit heute! Rechte Positionen werden wieder offen im Parlament vorgetragen, antisemitische und rassistische Angriffe nehmen flächendeckend zu. Der NSU, Hanau und Halle, um nur drei Beispiele zu nennen, zeugen von einer zutiefst kollektiv eingeschriebenen Kontinuität der Ausgrenzung. Vermeintlich Andere werden bedroht, verfolgt und auch wieder ermordet. Umso wichtiger sind Veranstaltungen wie diese, die Betroffenen und Überlebenden den Raum geben, ihre Erfahrungen weiterzugeben und dafür zu sensibilisieren, dass es immer weiter heißen muss: Nie wieder Faschismus.“

Philipp Stricharz, 1. Vorsitzender Jüdische Gemeinde Hamburg: „Der Antisemitismus ist nie verschwunden. Aber er hat sich verändert und äußert sich anders. Es ist wichtig, dass wir das erkennen. Auf keinen Fall darf die Art und Weise, wie wir über Antisemitismus sprechen, ihn noch fördern, und Antisemitismus sollte auch nicht des bestimmenden Thema in den Jüdischen Gemeinden sein.“

Hédi Bouden, Lehrer Helmut-Schmidt-Gymnasium: „Alle Formen des Antisemitismus gehen mit unter so weit, dass sie die Shoa relativieren oder sogar leugnen. Solch einer Entwicklung kann man nur mit fundierter Aufklärung, Kommunikation und vor allem Projekten des Dialogs begegnen.“

DGB Hamburg