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Höhere Lohn-Zuschläge, mehr Urlaub: Neuer Rahmentarifvertrag für 650.000 Gebäudereiniger

Die Beschäftigten der Gebäudereinigung können sich nach der Tarifeinigung auf Verbesserungen bei Zuschlägen und beim Urlaub freuen (Foto: IG BAU).
30.10.2019
Archivmeldungen 2019
Der Tarifstreit in der größten deutschen Handwerksbranche – der Gebäudereinigung – ist beigelegt: Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) und die Arbeitgeber haben sich in der Nacht zum 18. Oktober auf einen neuen Rahmentarifvertrag für das Gebäudereinigerhandwerk geeinigt. Er regelt für die bundesweit rund 650.000 Reinigungskräfte unter anderem Lohn-Zuschläge und Urlaub.
Das teilte der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger nach einem mehr als 13-stündigen Spitzengespräch zwischen der IG BAU und dem Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks (BIV) in Frankfurt mit. Zuvor waren sechs Verhandlungsrunden ergebnislos geblieben.

„Es war eine Marathonsitzung. Aber der Knoten ist durch. Die Gebäudereinigerinnen, Glas- und Industriereiniger können sich auf mehr Geld im Portemonnaie und auf mehr Urlaub freuen. Das bedeutet auch mehr Anerkennung und mehr Wertschätzung für die harte Arbeit, die sie Tag für Tag machen“, sagte IG BAU-Chef Feiger, der auf Gewerkschaftsseite die Verhandlungsführung hatte.

So sollen Teilzeitbeschäftigte, die über fünf Monate hinweg kontinuierlich ein Überstundenpensum von mindestens 15 Prozent leisten, einen Anspruch darauf bekommen, dass ihr Arbeitsvertrag auf die tatsächlich geleistete, höhere Wochenstundenzahl angepasst wird. Für Überstunden wird künftig ab der neunten Arbeitsstunde ein Belastungszuschlag von 25 Prozent vom Stundenlohn bezahlt.

Insgesamt konnte die IG BAU bei den Zuschlägen in der Gebäudereinigung etliche Verbesserungen erzielen. "Viele Reinigungskräfte haben dadurch künftig deutlich mehr im Portemonnaie“, sagt Feiger und wertet dies als Erfolg. So hat die Gewerkschaft einen einheitlichen Nachtzuschlag von 30 Prozent durchgesetzt – das sind 5 Prozent mehr als bislang. An Sonn- und Feiertagen soll es einen Aufschlag von 80 (statt bisher 75) Prozent geben. Für die Arbeit am ersten und zweiten Weihnachtsfeiertag, an Neujahr und am 1. Mai wird es sogar Zuschläge von 200 Prozent geben.
 

Robert Feiger, Bundesvorsitzender der IG BAU (Foto: Alexander Paul Englert).

Für Industriereiniger sind sogar 75 Cent pro Stunde extra vorgesehen - künftig auch für die Maschinenreinigung. „Dadurch profitieren deutlich mehr Reinigungskräfte von diesem Zuschlag“, so Feiger.

Als wichtigen Erfolg bewertet der IG BAU-Vorsitzende die deutlich verbesserte Urlaubsregelung: So soll es ab 2021 für alle Beschäftigten einen einheitlichen Urlaub von 30 Tagen auf Vollzeitbasis geben – egal, wie lange sie in der Branche arbeiten. Neueingestellte haben im kommenden Jahr bereits einen Anspruch auf 29 Urlaubstage.
Erstmals wird die Gebäudereinigung als Deutschlands größte Handwerkssparte mit diesem Rahmentarifvertrag auch einen Weihnachts-Bonus bekommen - ein Knackpunkt in der eskalierten Tarifrunde. Jetzt einigten sich die Tarifparteien darauf, dass alle Beschäftigten in diesem und im kommenden Jahr Heiligabend oder wahlweise den Silvestertag als bezahlten Arbeitstag frei bekommen. „Wenn sie arbeiten, erhalten sie als Weihnachtsprämie für diesen Tag einen 150-prozentigen Lohnzuschlag“, so Robert Feiger.

Über eine darüber hinausgehende Gratifikation zum Jahresende wollen die Tarifparteien bei den Lohntarifverhandlungen im kommenden Jahr sprechen. „Die Arbeitgeber haben das Weihnachtsgeld lange vor sich hergeschoben. Jetzt kommt es endgültig auf den Tisch. Die nächste Lohnrunde steht vor der Tür – und da wird es einen Bonus geben. Er ist fester Bestandteil der Vereinbarung. Der neue Rahmentarifvertrag bringt den Reinigungskräften insgesamt erhebliche Vorteile“, sagte Ulrike Laux, die im Bundesvorstand der IG BAU für die Gebäudereinigung zuständig ist. Und Jörn Förster, Branchensekretär der IG BAU-Region Nord, ergänzt: "Vor dem Hintergrund, dass die Arbeitgeber den Rahmentarif gekündigt und damit für einen tariflosen Zustand seit dem 1. August gesorgt haben, ist das Ergebnis für mich ein Erfolg. Wir haben unseren RTV gerettet und die Grundlage für die Einführung einer Weihnachtsgeld-Regelung gelegt. Dafür haben die Kolleginnen und Kollegen leidenschaftlich gekämpft."

IG BAU