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"Wir lassen uns nicht verarschen!"
23.08.2020
Archivmeldungen 2020
Die Verhandlungen für die rund 850.000 Beschäftigten im Bauhauptgewerbe waren Ende Juni von der IG BAU abgebrochen worden, nachdem sich die Arbeitgeberverbände auch in der dritten Verhandlungsrunde geweigert hatten, ein Angebot vorzulegen. Stattdessen forderten sie von den Beschäftigten eine regelrechte Unterwerfungsgeste: Bevor überhaupt ernsthaft gesprochen werde, müsse die IG BAU ihre „überzogenen Forderungen“ fallen lassen. Für Carsten Burckhardt ein historischer Affront: „Ein solches Ultimo hat es in der Tarifverhandlungslandschaft noch nie gegeben. Noch nie hat ein Arbeitgebervertreter gefordert, dass wir von unseren Lohnforderungen Abstand nehmen müssen, um überhaupt in Verhandlungen zu kommen!“ Dabei, so Burckhardt weiter, sei eines klar: „Wir alle sind stolze Bauleute. Wir alle sind stolze Gewerkschafter. Und ein Gewerkschafter, ein Baumann, geht nie in die Knie vor seinem Arbeitgeber oder macht bitte, bitte. Nie.“
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Die IG BAU fordert in der laufenden Tarifrunde 6,8 Prozent mehr Lohn und Gehalt, mindestens aber 230 Euro pro Monat mehr, außerdem ein Plus von 100 Euro für Auszubildende und den Einstieg in eine Wegezeitvergütung. Das Ganze vor dem Hintergrund einer rekordverdächtigen Konjunkturlage: Bis einschließlich Mai verzeichnete das Bauhauptgewerbe noch einmal 4,1 Prozent mehr Beschäftigte, 4,4 Prozent mehr Arbeitsstunden und 3,9 Prozent mehr Umsatz – und das im Vergleich mit dem absoluten Rekordjahr 2019. Mit 86,1 Milliarden Euro meldeten die Großbetriebe am Bau sogar den höchsten je verzeichneten Wert beim Auftragseingang.
Kein Wunder, dass André Grundmann, Regionalleiter der IG BAU im Norden, mittlerweile der Hals schwillt, wenn ausgerechnet Bauunternehmer jetzt die Auswirkungen der Corona-Pandemie ins Feld führen: „Ihr habt in den ersten fünf Monaten dieses Jahres über 237 Millionen Arbeitsstunden geleistet“, rief er den Baustellendelegationen auf dem Heiligengeistfeld zu, „weit mehr, als im Boom-Jahr 2019. Wenn die Subunternehmer während des Lockdowns ausgefallen sind, wurden Euch die Stunden zusätzlich auf den Rücken gepackt, damit die Aufträge abgearbeitet werden konnten. Das heißt: die Arbeitgeber erleben einen historischen Höchststand, haben die Taschen voller Geld, am Verhandlungstisch aber Tränen in den Augen, weil vielleicht einzelne Bauvorhaben in der Corona-Krise verschoben werden.“
Vor dem Hintergrund der am Mittwoch beginnenden Schlichtungsrunde machte Carsten Burckhardt am Ende noch einmal sehr deutlich, dass das Bauhauptgewerbe wegen des respektlosen Verhaltens der Arbeitgeber unmittelbar vor dem ersten bundesweiten Arbeitskampf seit 2002 steht: „Wir müssen jetzt den Finger in die Wunde legen und sagen: Stopp! Nicht mit stolzen Bauleuten! Wir lassen uns nicht verarschen! Wir bauen ab Montag flächendeckend unsere Streikstrukturen auf. Und deshalb ist es wichtig, dass Ihr in den Betrieben darüber redet, dass Ihr Kraft zeigt und den Kolleginnen und Kollegen Mut macht. Viele von denen haben noch nie in ihrem Leben gestreikt oder einen Arbeitskampf geführt. Aber wir werden ihn führen und wir werden ihn gewinnen, sollte es die betonharte Blockade der Arbeitgeber nach wie vor geben. Lasst uns in den kommenden Tagen und Wochen aufrecht für unsere Forderungen eintreten und - wenn es sein muss - auch dafür kämpfen!“
Olaf Harning
Olaf Harning