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Achim Bartels neuer IG BAU-Vorsitzender
Die turnusmäßig für 2021 angesetzte Versammlung war pandemiebedingt auf dieses Jahr verschoben worden und fand unter 2Gplus-Bedingungen statt.
Überschattet wurde der Bezirksverbandstag vom russischen Angriff auf die Ukraine: Sowohl der scheidende Bezirksvorsitzende Matthias Maurer und IG BAU-Regionalleiter André Grundmann, als auch Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla stellten den Ukraine-Krieg in den Mittelpunkt ihrer Reden und forderten das sofortige Ende der Kampfhandlungen.
Aus Solidarität mit den Menschen in der Ukraine und den dortigen Gewerkschaften verabschiedeten die 32 Delegierten anschließend eine Resolution, in der u.a. Sanktionen gegen Russland und eine Abkehr von russischen Energielieferungen befürwortet werden. Die geplante Erhöhung des deutschen Wehretats sieht die IG BAU Hamburg hingegen kritisch.
Neben der bedrückenden Nachrichtenlage drehte sich im Bürgerhaus Wilhelmsburg alles um die weiterhin schwierigen Rahmenbedingungen für Gewerkschaftsarbeit durch die Corona-Pandemie und um die personellen Wechsel bei der IG BAU Hamburg.
Seit März 2009 hatte Matthias Maurer an deren Spitze gestanden und die Organisation durch wahrlich schwierige Zeiten geführt - die lange Krise am Bau, sinkende Mitgliederzahlen, bröckelndes ehrenamtliches Engagement und politisch nicht selten gewerkschaftsfeindliche Rahmenbedingungen sind nur einige Stichworte dazu.
Mit welchen Problemen die IG BAU Hamburg in den letzten Jahren zu kämpfen hatte, schien daher auch bei "Matthes" letzter Rede zum Geschäftsbericht durch. Denn was in Unternehmen einen durchaus positiven Klang hat, bedeutet bei Gewerkschaften meist nichts Gutes: das dauerhafte Unterschreiten des Budgets. "Wir haben zu wenig gemacht", rief er selbstkritisch in den Saal. Und wenn dazu noch die Mitgliederzahlen beim einstigen Flaggschiff der Organisation - dem Bauhauptgewerbe - in den letzten fünf Jahren um 26 Prozent zurückgegangen sind, ist das ein unschöner Mix, auch wenn es in Branchen wie der Gebäudereinigung durchaus Zuwächse gab.
Matthias Maurer: "Wir kommen aus einer Tradition der Facharbeitergewerkschaften. Jetzt müssen wir es schaffen, auch Angestellte und Wanderarbeiter zu organisieren. Wir müssen da was tun".
Dass dies keine leeren Appelle sind, hatte Maurer in den letzten Jahren bei seinem Arbeitgeber, der Hochtief AG in Hamburg bewiesen, wo nach dem Austritt des Konzerns aus dem Arbeitgeberverband inzwischen ein Großteil der Angestellten gewerkschaftlich organisiert ist. Dort ist der 60jährige aktuell Betriebsratsvorsitzender, GBR-Vorsitzender, Mitglied der Verhandlungskomission und Stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender.
Kein Wunder also, dass selbst im großen Saal des Bürgerhauses, in dem die Delegierten in weitem Abstand voneinander verteilt waren, tatsächlich so etwas wie Stimmung aufkam, als Matthes schließlich von André Grundmann auch offiziell verabschiedet wurde.
Mit Applaus begrüßt wurde indes auch der "Neue" an der Spitze, wobei es "neu" nicht wirklich trifft: auch Achim Bartels gehört schon seit 2009 dem Bezirksvorstand an und bestimmt die Geschicke der IG BAU Hamburg seitdem maßgeblich mit.
Bartels ist gelernter Zimmermann und Stahlbetonbau-Meister. Als Betriebsratsvorsitzender beim Hamburger Bauunternehmen Theo Urbach kümmert er sich um die Belange von rund 100 Beschäftigten. Ehrenamtlich engagiert sich Bartels, der aus Wacken im Kreis Steinburg stammt, im Vorstand der Handwerkskammer Hamburg. Außerdem gehört er der Bundestarifkommission für das Bauhauptgewerbe an und handelt dort als Vertreter der IG BAU Hamburg Tarifverträge für die Branche aus.
„Ob auf der Baustelle, in der Reinigungsfirma oder im Malerbetrieb – gerade am Arbeitsplatz kommt es darauf an, dass die Menschen an einem Strang ziehen. Bessere Löhne und Arbeitsbedingungen fallen nicht vom Himmel“, so Bartels nach seiner Wahl. Der Gewerkschafter appelliert an die Beschäftigten, sich für die eigenen Interessen einzusetzen. Besonders das Handwerk in der Region sei in den nächsten Jahren auf Tausende zusätzliche Mitarbeitende angewiesen. Die Beschäftigten dürften sich deshalb nicht unter Wert verkaufen. „Fachleute sollten auf einer tariflichen Bezahlung bestehen“, wer zu wenig verdiene, solle sich an die IG BAU vor Ort wenden. Mit Blick auf die Schwerpunkte der IG BAU Hamburg kündigte Bartels vor den Delegierten im Bürgerhaus an, die "konsequente Arbeit in Branchen und Betrieben" forzusetzen.
Olaf Harning/IG BAU