Wohnungen
Dringend benötigt: Wohnraum ... (Foto: Harning).
23.05.2023
Archivmeldungen 2023

Angesichts der erneut deutlich verfehlten Zielmarke im Wohnungsneubau schlägt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Alarm: "Stützen der Demokratie werden aus Stein, Beton und Holz gebaut - nämlich Wohnungen", sagte der IG BAU-Vorsitzende Robert Feiger.

Die Zahl der neu gebauten Wohnungen ist im vergangenen Jahr leicht gestiegen: Das Statistische Bundesamt registrierte 295.300 Baufertigstellungen in 2022 – ein Plus von gerade einmal 0,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Dazu erklärt IG BAU-Chef Robert Feiger: "Der Wohnungsbau hat sich wohl ein letztes Mal auf dem – ohnehin schon zu geringen – Vorjahresniveau gehalten. Doch es ist mittlerweile notwendig, die Wohnungen zu registrieren, die nicht gebaut wurden. Bei der Bilanz im Wohnungsneubau steht vorne ein Minuszeichen: - 104.700 Wohnungen – so weit ist die Ampel von ihrem Wohnungsbau-Ziel entfernt."

"Die aktuelle Neubau-Statistik macht klar: Die Marke von 400.000 neu gebauten Wohnungen pro Jahr ist weit weg", so Feiger weiter. "Im vergangenen Jahr sind viele Wohnungen, die geplant oder schon im Bau waren, noch fertiggestellt worden. Das wird sich in diesem Jahr ändern. Notwendig ist deshalb kein Weckruf mehr an die Politik. Notwendig ist ein Weckschrei. Denn es wird für dieses Jahr ein regelrechtes Abrutschen der Neubauzahlen geben. Die nicht gebauten Wohnungen sind ein Gradmesser dafür, wie es um den sozialen Frieden steht. Denn Wohnungsbaupolitik ist auch Sozialpolitik. Neue Wohnungen sind aktuell die Stützpfeiler der Demokratie aus Stein, Beton oder Holz. Zement und Schrauben sind die Baustoffe, die Deutschland sozial zusammenhalten. Das muss sich vor allem die Ampel-Koalition in Berlin jeden Tag aufs Neue vor Augen halten.

Robert Feiger (Mitte und groß im Hintergrund) mit Nicole Simons und Harald Schaum.
IG BAU-Chef Robert Feiger mit seinen Vorstandskolleg:innen Nicole Simons und Harald Schaum (Foto: Harning).

Die aktuellen Zahlen der Neubauwohnungen könnten nicht darüber hinwegtäuschen, was in Deutschland bevorsteht: ein Desaster auf dem Wohnungsmarkt. Der Wohnungsbau stehe an einem Kipppunkt. Feiger: "Wenn jetzt politisch nichts passiert, dann ist der Wohnungsbau am Ende. Dann rauschen die Neubauzahlen in diesem Jahr unter die Marke von 250.000. Die Prognose der Branche ist fatal: Ohne politisches Eingreifen steht Deutschland schon ab dem kommenden Jahr eine scharfe Rezession im Wohnungsbau bevor. In 2024 droht die Zahl der Baufertigstellungen unter die 200.000er-Marke abzustürzen."

Die Neubaubilanz, deren Zahlen seit heute auf dem Tisch liegen, und die dramatischen Rückgänge bei den Baugenehmigungen, die aktuell registriert werden, sind nach Meinung der IG BAU ein "Last Call" an die Politik. Um das Ruder noch in letzter Minute herumzureißen, fordert die IG BAU bis 2025 ein 72-Milliarden-Euro-Sondervermögen für den Bau von 100.000 Sozialwohnungen und 60.000 "bezahlbaren" Wohnungen für 8,50 bis 12,50 Euro Miete pro Quadratmetern pro Jahr. 

Entscheidend sei außerdem das Tempo beim Abbau von unnötigen Auflagen und Vorschriften – also das Durchforsten von Gesetzen, Verordnungen und Normen, auf das die Branche seit Jahren wartet.

Robert Feiger abschließend: "Es geht jetzt mit aller Kraft darum, den ´Gau am Bau` noch zu verhindern".

IG BAU