Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla im Vordergrund, dahinter acht Vertreter:innen der Einzelgewerkschaften mit einem blauen Banner, Aufschrift: "Recht Gerecht".
Tanja Chawla mit den Spitzen der Hamburger Einzelgewerkschaften. Ganz links Alexander Kahl vom IG BAU-Vorstand (Foto: Peter Bisping).
17.01.2023
Archivmeldungen 2023

Hamburgs DGB-Gewerkschaften erwarten ein kämpferisches Jahr 2023. Die hohe Inflation hat 2022 trotz einer Steigerung der Tariflöhne zu einem Reallohnverlust von 4,7 Prozent geführt. Gleichzeitig haben viele Unternehmen das Fahrwasser der Preissteigerungen genutzt, um ihre Gewinne anzuheizen.

 

„Die Inflation wird neben den hohen Energiekosten also auch von einer Gewinn-Preis-Spirale angetrieben. Jetzt müssen die Unternehmen ihren Teil zur Krisenbewältigung beitragen: Die DGB-Gewerkschaften werden 2023 selbstbewusst und kämpferisch für etwa 11 Millionen Beschäftigte bundesweit neue Tarifverträge verhandeln. Sie gehen mit der Situation angemessenen Lohnforderungen und großen Erwartungen in diese Verhandlungen“, so Hamburgs DGB-Vorsitzende Tanja Chawla.

In Hamburg sind (Stand 2020) nur noch rund 24 Prozent aller Betriebe tarifgebunden. Hierzu sagte die DGB-Vorsitzende Tanja Chawla: „Durch Tarifflucht verdienen die Beschäftigten nicht nur weniger, sondern die Unternehmen verlieren auch deutlich an Attraktivität für die dringend gesuchten Fachkräfte. Denn die Datenlage zeigt: Tarifverträge sichern Beschäftigung, fördern die Entgeltgerechtigkeit und gestalten aktiv die Veränderungen der Arbeitswelt unter dem Stichwort Transformation. Insbesondere die Steigerung der Kaufkraft niedriger und mittlerer Einkommen stärkt den Konsum und damit die Wirtschaftsleistung unseres Landes.“

Die hohe Inflation verschärft die Gefahr in Einkommensarmut abzurutschen zusätzlich. Die Vorsitzende des Hamburger DGB Tanja Chawla und die DGB-Gewerkschaften erwarten, dass dieser gefährlichen Entwicklung ein Riegel vorgeschoben wird:„Hierfür braucht es kräftige Lohnerhöhungen und Entlastungsmaßnahmen, die nicht nach dem Gießkannenprinzip funktionieren, sondern wirklich dort ankommen, wo sie gebraucht werden. Nur durch diesen Kit kann unsere demokratische Gesellschaft einer Spaltung entgegenwirken und soziale Gerechtigkeit hervorbringen“, macht die Hamburger DGB-Chefin deutlich.

Alexander Kahl, Stellvertretender Bezirksvorsitzender der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) Hamburg

„Mitbestimmung in Zeiten von weiterhin steigendem Fachkräftemangel in der Baubranche ist unerlässlich. In unseren Branchen, wo bei Wind und Wetter gearbeitet wird, ist ein fairer Arbeitsmarkt das Fundament für gute Arbeit mit fairer Bezahlung. In einer Stadt der guten Arbeit brauchen wir dafür ein gutes hamburgisches Tariftreue- und Vergabegesetz. ​Dies wurde uns versprochen und bisher leider nicht geliefert. Wir werden unseren Bürgermeister und die Politiker*innen unserer Stadt an der Einlösung dieses Versprechens messen. In Zeiten von steigender Inflation, Unsicherheit an vielen Märkten und einer globalen Krise, sind Tarifverträge schon immer ein probates Mittel gewesen, Arbeitnehmer*innen vor Dumpinglöhnen und Arbeitslosigkeit zu schützen. 

Apropos Stadt: in unserem Aushängeschild Hagenbecks Tierpark lodert noch immer ein Feuer. Ein dringend notwendiger Tarifvertrag wird von Seiten der Parkleitung nach wie vor verhindert. Dieser Zustand muss beendet werden! Wir blicken daher auf ein Jahr 2023 mit einigen Herausforderungen und ebenso Vorbereitungen auf die nächste Tarifrunde im Bauhauptgewerbe 2024, wo die oben genannten Themen sicherlich wieder auf der Tagesordnung stehen werden.“

Portrait Alexander Kahl vor dem Hintergrund einer roten Backsteinmauer.
Alexander Kahl (Foto: Harning).