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- 23.01.2019 Wohnen, Wohnen, Wohnen
Wohnen, Wohnen, Wohnen
23.01.2019
Archivmeldungen 2019
Schon in seiner Begrüßung hatte Maurer das Thema Wohnen ganz nach vorne geschoben, bezeichnete die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum als "die wohl drängendste soziale Frage des Jahrhunderts".
Zwar habe das die Politik in Hamburg etwas früher begriffen als andernorts und könne sich mittlerweile auf jährlich rund 8.000 fertiggestellte Wohnungen stützen. "Wir fragen uns aber", so Maurer vor den rund 100 IG BAU-Mitgliedern im Bürgerhaus Wilhelmsburg, "wie viele dieser Wohnungen denn für uns bezahlbar sind - also zum Beispiel für Gebäudereinigerinnen und Gebäudereiniger, für FloristInnen, oder auch für Gärtnerinnen und Gärtner".
Nicht ohne Stolz erinnerte Maurer dann an die Tarifergebnisse des vergangenen Jahres, allen voran der starke Abschluss im Bauhauptgewerbe. "Nach Jahren, wenn nicht Jahrzehnten des Preiskampfes und der Dumpinglohnkonkurrenz müsste man denken: Jetzt ist das aber mal vorbei", so Maurer. Das allerdings sei trotz brummender Konjunktur und wachsenden gewerkschaftlichen Selbstbewusstseins nur teilweise der Fall. "Der aktuelle Fachkräftemangel", kritisiert der Baugewerkschafter, "wird nicht in erster Linie durch Ausbildung und steigende Löhne bekämpft, sondern durch das Fortführen und den Ausbau der Dumpinglohnindustrie."
In ein ähnliches Horn stieß Dorothee Stapelfeldt, die erst kürzlich für 40 Jahre Gewerkschaftsmitgliedschaft geehrt worden ist. Bezugnehmend auf den jüngsten Alarmruf der Hamburger DGB-Vorsitzenden Katja Karger kritisierte sie, dass "nicht einmal die Hälfte der Beschäftigungsverhältnisse in Hamburg tariflich abgesichert sind." Vor 20 Jahren seien es noch mehr als zwei Drittel gewesen. Daher seien mitgliederstarke Gewerkschaften "wichtiger denn je".
Anschließend nahm sie den Ball von Maurer zur Wohnungsnot auf: "Kaum ein Thema", so die Ministerin, "bewegt die Menschen in Hamburg mehr, als das Wohnen. Noch immer steigen die Mieten schneller, als die Einkommen". Zwar habe der Senat die Mietpreisbremse nachgebessert und erreicht, dass mittlerweile jährlich 3.000 öffentlich geförderte Wohnungen neu gebaut werden. Dieses Niveau aber sorge nur für Entlastung, wenn es mittel- und langfristig gehalten wird. Stapelfeldt: "Wir haben im Moment einen Bevölkerungszuwachs von rund 10.000 Menschen pro Jahr (siehe auch hier), daher sind wir mit diesen Zahlen gerade mal in der Lage, einen Teil der Bedarfe abzudecken."
Um die Krise am Wohnungsmarkt in absehbarer Zeit zu überwinden, setzt die Senatorin auch auf Innovation: In Neugraben und Bramfeld sind Modellprojekte angelaufen, bei denen freifinanzierte Wohnungen für eine Nettokaltmiete von 8 Euro entstehen sollen. Gelingt das Vorhaben, könnte ein ganz neues Segment auf dem Wohnungsmarkt heranwachsen, das ohne öffentliche Förderung auskommt und dennoch bezahlbaren Wohnraum schafft.
Olaf Harning
Olaf Harning