Gartenarbeit für eine bessere Rente. Wer im Alter noch einem Minijob nachgeht, tut das nicht immer ganz freiwillig. Viele SeniorInnen müssen sich etwas hinzuverdienen, um überhaupt über die Runden zu kommen (Foto: IG BAU).
26.11.2015
Archivmeldungen 2015
Wenn die Rente nicht reicht: Immer mehr Rentner in Hamburg sind auf ein Nebeneinkommen angewiesen. 19.400 Menschen über 65 Jahren haben derzeit einen Minijob - das sind 76 Prozent mehr, als noch vor zwölf Jahren. Darauf weist jetzt die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt hin und beruft sich dabei auf neueste Zahlen der Arbeitsagentur. Erneut warnt die IG BAU vor einer Zunahme der Altersarmut.
"Ein Minijob ist für viele ältere Menschen in der Hansestadt die einzige Möglichkeit, um am Monatsende über die Runden zu kommen. Das darf aber nicht zum Normalfall werden", sagt Matthias Maurer von der IG BAU Hamburg. Die Politik müsse dringend gegensteuern und für eine Rente sorgen, die zum Leben reicht. "Wie das gehen kann", so Maurer, "zeigen Erfahrungen aus den Betrieben - vom Tariflohn bis zur betrieblichen Altersvorsorge".
 
Ein 40 bis 50 Jahre alter Mann mit Brille, kariertem Hemd und Jackett bei einer Rede.

Hamburgs IG BAU-Vorsitzender Matthias Maurer (Foto: IG BAU).

Für den Hamburger Bezirksvorsitzenden ist es zudem höchste Zeit, "die Kürzungen bei der gesetzlichen Rente rückgängig zu machen." Man könne nicht hinnehmen, dass über 70jährige Treppenhäuser putzen oder sich etwas als Gärtner dazuverdienen müssten, obwohl sie Jahrzehnte gearbeitet haben. "Wer 3.000 Euro im Monat verdient", rechnet Maurer vor, "muss schon heute 26 Jahre lang in die Rentenkasse einzahlen, um später eine Rente an der Armutsgrenze zu bekommen."
Dabei gebe es längst bewährte Modelle: "In der Bauwirtschaft finanzieren Arbeitgeber und Beschäftigte seit Jahrzehnten eine betriebliche Zusatzrente. Auch wer durch Krankheit früher mit dem Beruf aufhören muss, ist dadurch abgesichert", erklärt Maurer. Die Rente auf dem Bau ist für ihn ein Musterbeispiel für die ganze Wirtschaft. Denn die Zusatzrente gelte überall - im Großunternehmen genauso, wie im Drei-Mann-Betrieb. Dafür habe die Gewerkschfat durch allgemeinverbindliche Tarifverträge gesorgt.

"Damit die Arbeitsplätze in Hamburg wirklich demografiesicher werden, brauchen wir mehr Bezahlung nach Tarif", ist der Gewerkschafter überzeugt. Der gesetzliche Mindestlohn von 8,50 Euro reiche nicht für eine Rente aus, von der man leben könne. Die IG BAU hat am Tariftisch schon jetzt wesentlich höhere Branchenmindestlöhne vereinbart, unter anderem im Baugewerbe, im Dachdecker-, Gerüstbauer- und Maler- und Lackierer-Handwerk.