Auch Fliesenleger sind immer häufiger als Solo-Selbstständige unterwegs. Dabei arbeiten sie oft zu schlechten Bedingungen, kritisiert die Gewerkschaft (Foto: IG BAU).
23.08.2018
Archivmeldungen 2018
Rollende Ein-Mann-Betriebe: Immer häufiger sind in Hamburg Solo-Selbstständige unterwegs. Doch viele von ihnen arbeiten nach Einschätzung der IG BAU unter schlechten Bedingungen - ohne soziale Absicherung und mit einem Einkommen, das teils deutlich unter dem Mindestlohn liegt. "Gerade im Handwerk hat die Zahl der Ein-Mann-Firmen stark zugenommen", sagt auch Matthias Maurer, "oft mit großen Abstrichen bei der Qualität". Der Hamburger IG BAU-Vorsitzende kritisiert in diesem Zusammenhang auch Online-Portale, wie "HyHammer2 oder "Helpling", die solche Geschäftsmodelle noch unterstützen.
"Zwar scheint ein Fachmann dort nur ein paar Klicks entfernt", so Maurer, "doch ein Großteil dieser sogenannten Gig-Worker arbeitet ohne Gesellenbrief und ohne Renten- oder Sozialversicherung." Die IG BAU macht für diesen Trend insbesondere den Wegfall der Zulassungspflicht in vielen Handwerksberufen verantwortlich. Seitdem können sich etwa Fliesenleger ohne abgeschlossene Lehre selbstständig machen. Folge: Die Zahl der Fliesenlegerbetriebe im Bereich der Handwerkskammer Hamburg ist kräftig angestiegen - von 289 im Jahr 2004 auf 710 im vergangenen Jahr. In der Gebäudereinigung - seit 2004 ebenfalls zulassungsfrei - zählt die Kammer im selben Zeitraum ein Plus bei den Betrieben von 338 Prozent.
 

Hamburgs IG BAU-Vorsitzender Matthias Maurer (Foto: Harning).

Von einem "Warnsignal" spricht Gewerkschafter Maurer: "Zum goldenen Boden des Handwerks gehört das klare Bekenntnis zu soliden Standards, zur Berufsausbildung und zum fairen Wettbewerb. All das ist mittlerweile in Gefahr." Ein großes Problem sei dabei die Selbstausbeutung der Solo-Unternehmer. "Sie müssen ihre Arbeitszeiten nicht aufschreiben und arbeiten oft zu Mini-Löhnen. Das erhöht den Preisdruck für reguläre Firmen, die ihre Leute ordentlich bezahlen und Sozialabgaben abführen", sagt Maurer.
Die IG BAU fordert die Politik dazu auf, für eine bessere Absicherung zu sorgen. So könnten Ein-Mann-Unternehmer etwa in die Altersversorgung der Bauwirtschaft einbezogen werden. Denkbar sei auch eine verpflichtende Unfallversicherung. Maurer: „Am Ende brauchen wir aber wieder eine Meisterpflicht in allen Handwerksbereichen. Nur damit sind Qualität und Nachwuchs gesichert.“ Noch in dieser Legislaturperiode könne die große Koalition den Meisterbrief wieder in der Handwerksordnung vorschreiben.